Juli 2024
„Das Einzige was wir über die Zukunft wissen ist, dass sie anders sein wird“.
Peter Drucker
Liebe Börsenfreunde,
der kalendarische Sommer hat begonnen und die Menschen interessieren sich mehr für ihren Urlaub als für die Börse. Große Sprünge in die eine oder andere Richtung sind in den nächsten Wochen deshalb nicht zu erwarten. Zeit, sich mit einigen relevanten Themen einmal näher zu beschäftigen.
Inflation
Christine Lagarde, die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), feiert den Erfolg ihres heroischen Kampfes gegen die Geldentwertung. 2025 soll wieder die Zielmarke von 2,0 Prozent erreicht werden. Umso erstaunter war ich, als ich heute einen Brief von der Gemeinde erhielt, dass ab dem 1. Juli die Abwassergebühr pro Kubikmeter Frischwasserverbrauch von 2,50 Euro auf 3,41 Euro (+ 36,4%) steigen soll. Und bei der Grundsteuer soll der Hebesatz für bebaute Grundstücke, der 2024 von 750% auf 947% stieg, nächstes Jahr auf 1275,7% angehoben werden. Ein satter Anstieg von 70 Prozent innerhalb von zwei Jahren. Begründet wird dies mit allgemeinen Kostensteigerungen. Irgendwer versucht uns hier hinters Licht zu führen. Eine zweite Inflationswelle in den nächsten Jahren würde nicht verwundern!
Schuldenkrise
Wir steuern über kurz oder lang auf eine veritable Schuldenkrise zu. Das haben wir bereits mehrfach thematisiert. Mit gutem Beispiel voran gehen die Staaten, die weltweit trotz steigender Steuereinnahmen immer mehr Defizite einplanen. Das Problem lässt sich nur durch Finanzrepression entschärfen, d.h. man inflationiert die Schulden weg. Dies wird vor allem die Besitzer von Anleihen treffen, die sich derzeit mit einer mageren Rendite von 2,3% auf zehnjährige Bundesanleihen zufriedengeben. Relative Gewinner werden die Besitzer von Aktien sein, da die Firmen einen Teil der Belastungen über höhere Preise weitergeben können, die Unternehmensgewinne nominal also steigen werden.
Wirtschaftskrieg
In unserer grenzenlosen Dummheit zetteln wir auf Betreiben unserer amerikanischen Freunde einen Handelskrieg mit China an, unserem (zweit-)wichtigsten Handelspartner. Strafzölle auf umweltfreundliche E-Autos sollen es richten. Damit sollen unerlaubte Subventionen durch die chinesische Regierung bestraft werden. Die Reaktion Chinas wird nicht lange auf sich warten lassen. Einen konkreten Nachweis für die Existenz solcher Subventionen sind unsere Politiker bisher aber schuldig geblieben. Dafür werden hier in Europa kräftig Subventionen verteilt. Nützen wird uns das nichts. Denn China kann auch ohne Subventionen deutlich billiger produzieren (niedrigere Kosten für Löhne, Energie und Material, Skaleneffekte durch den riesigen Binnenmarkt, schneller technischer Fortschritt).
Die soziale Marktwirtschaft und der freie Zugang zu den Weltmärkten haben uns als Exportnation stark gemacht und den heutigen Wohlstand gebracht. Protektionismus, Subventionen und immer mehr staatliche Eingriffe in das Wirtschaftsgeschehen (Bürokratie) führen nicht zu Freiheit und Wohlstand, sondern in den Sozialismus.
Klimakrise
Seit 1990 haben wir in Europa die klimaschädlichen Treibhausgas-Emissionen um 52% auf 3.138 Mio. Tonnen reduziert. In den USA gingen sie dagegen nur marginal zurück und in China stiegen sie um 283% auf 13.973 Mio. Tonnen. Statt dass sich die USA und China zu einer Klimaallianz verbünden, um die drohende Katastrophe zu verhindern, zetteln zwei senile Machtpolitiker einen neuen kalten Krieg an. Europa wird das Weltklima nicht retten!
Börsen
Seit Ende 1899 bis Anfang 2024 hat das Gewicht der US-Börse immer weiter zugenommen im Einklang mit der uneingeschränkten Dominanz der USA im politischen, wirtschaftlichen und militärischen Bereich. Wir hatten eine unipolare Weltordnung. Diese beginnt sich aufzulösen. Eine Zeitenwende! Wir steuern auf eine multipolare Weltordnung zu mit den USA, dem Herausforderer China sowie Staaten wie Indien, Brasilien, Saudi-Arabien und Südafrika, die sich nicht vor den Karren einer der beiden Großmächte spannen lassen. Entsprechend müsste eigentlich die Dominanz der Wallstreet als Weltbörse und des US-Dollars als Weltleitwährung ihren Höhepunkt erreicht haben. Wir werden sehen!
Gold
In den letzten 50 Jahren seit Bretton Woods konnte der Goldpreis immer deutlich zulegen, wenn die Börsenkurse kräftig nach unten rauschten. Diese negative Korrelation macht Gold zu einem wertvollen Bestandteil in einem ausgewogenen Portfolio. Während Privatanleger die hohen Preise für das gelbe Metall in letzter Zeit eher für Gewinnmitnahmen nutzten, waren die internationalen Notenbanken – allen voran die chinesische – auf der Käuferseite, während sie ihre Bestände an US-Treasury Bonds reduzierten. Während China seit Mai bei den Goldkäufen pausiert, beabsichtigen nach einer Umfrage des World Gold Council 29% der befragten Zentralbanken, ihre Goldreserven in den nächsten zwölf Monaten aufzustocken. Dies ist der höchste Wert seit Beginn der Erhebung. Das dürfte den Goldpreis weiter unterstützen, denn das von den Notenbanken aufgekaufte Material verschwindet langfristig in deren Tresoren.
Einen schönen Sommeranfang und weiter viel Börsenerfolg wünscht Ihnen
Ihr
Peter E. Huber