August 2022
Lieber Börsenfreund,
der Westen führt einen Wirtschaftskrieg gegen Russland – und nicht umgekehrt, wie oft behauptet wird. Ziel ist es, die russische Wirtschaft zu vernichten und so Putin für seinen Einmarsch in der Ukraine zu bestrafen. Sanktionen können ein wirksames Mittel sein, um jemanden zu bestrafen, bewirken aber nur selten eine Verhaltensänderung – eher im Gegenteil. Sie sind aber völlig ungeeignet, um den Krieg zu beenden.
Absurd werden Sanktionen dann, wenn man sich damit mehr schadet als dem Sanktionierten. Und das unter dem Motto „Frieren für den Frieden“ an die Bevölkerung verkauft. Eine Energiepartnerschaft ohne Not aufzukündigen, die über Jahrzehnte selbst in den dunkelsten Zeiten des Kalten Krieges reibungslos funktioniert hat, ist schon ein Schildbürgerstreich ohnegleichen. Vor allem, wenn man vorher nicht für alternative Bezugsquellen gesorgt hat. In einem beispiellosen Sanktionstaumel haben unsere Empörungspolitiker inzwischen sechs oder sieben Sanktionspakete geschnürt, wozu unter anderem auch ein Ölembargo gehört. Und sie schreien dann empört auf, wenn Putin im Gegenzug am Gashahn dreht.
Es ist nicht so, dass wir mit unseren Käufen von Energie und Gas Putins Krieg finanzieren und damit Schuld sind am Tod ukrainischer Frauen und Kinder, wie Präsident Selenskyi immer wieder behauptet. Denn Russland kann sein Öl problemlos auch – mit Abschlag – an andere Staaten verkaufen. So ist der Absatz nach China und Indien anhand der neuesten Statistiken markant gestiegen. Und gerüchteweise kauft selbst Saudi-Arabien russisches Öl zu Diskontpreisen und verhökert es zu Weltmarktpreisen weiter. Die Folge: Russland erzielt Rekord-Einnahmen und der Rubel haussiert. Wenn wir künftig unser Öl nur noch von demokratischen Staaten beziehen wollen, die unsere westlichen Werte teilen, gehen hier sehr schnell die Lichter aus. Bevor man mir jetzt den „Putin-Versteher“ unterstellt: Der bin ich nicht und verabscheue jede militärische Aggression.
Wie unsinnig die Sanktionen sind, zeigt sich auch am Handelsverbot für russische Aktien. Hier gehöre auch ich zu den Betroffenen mit meinen Holdings in Gazprom und Norilsk Nickel. Während diese durch das Handelsverbot inzwischen so gut wie wertlos sind, werden sie an der russischen Börse weiter gehandelt. Man schadet also nur den westlichen Investoren und belohnt russische Anleger, da jetzt weniger Aktien ausstehen.
Der eigentliche Profiteur in diesem Debakel sind die USA, die „zufällig“ alles liefern können, was der Westen jetzt braucht: Kampfflugzeuge, Agrargüter und Flüssiggas (LNG).
Aktuelle Börsenlage: Rezession ante portas!
Die Börse preist derzeit eine bevorstehende Rezession ein. Die Inflationserwartungen haben sich deutlich zurückgebildet, die Frühindikatoren (Einkaufsmanager-Indices; Konsum- und Geschäftsklima) sind eingebrochen und der Kupferpreis (Dr. Copper) hat über 30% abgegeben. Entsprechend gab es in den letzten Wochen herbe Kursverluste bei zyklischen Aktien sowie den Energie- und Rohstoffwerten.
Kein Wunder ist die Stimmung an der Börse im Keller. Die Sentiment-Indikatoren geben klare Kaufsignale. Es kann gut sein, dass wir uns bereits in einer Rezession befinden. Zahlreiche Aktien aus den oben genannten Bereichen sind inzwischen spottbillig und laden zum Einstieg ein. Selbst wenn sich die Unternehmensgewinne und die Dividenden halbieren würden, wären Aktien alternativlos gegenüber 10jährigen Bundesanleihen, die gerade mal 1 Prozent Rendite abwerfen (bei 8 Prozent Inflationsrate).
Insofern haben wir angefangen, bei einem DAX-Stand von unter 13.000 günstige Aktien einzusammeln. Die Aktienquote in unserem Mischfonds stieg dadurch von 66% auf 73%. Wir halten also noch genug Pulver trocken, um auch weitere mögliche Kursrücksetzer nutzen zu können. Energie- und Rohstoffaktien gehören dabei zu unserer ersten Wahl. Nach unserer Einschätzung stehen wir aufgrund von Politikfehlern vor einer veritablen Energiekrise mit deutlich weiter steigenden Öl- und Gaspreisen. Und viele Rohstoffe werden für den Ausbau alternativer Energien dringend benötigt.
Weiter viel Börsenerfolg wünscht Ihnen
Ihr
Peter E. Huber